http://www.focus.de/wissen/natur/geowissenschaft/tid-17521/erdbebenfolgen-verschobene-erdachse-und-kuerzere-tage_aid_488625.html
Ein Nasa-Wissenschaftler war es auch, der verkündete, dass das Beben die Erdachse um acht Zentimeter verschoben hätte. Außerdem habe es der Erde einen zusätzlichen Drall versetzt: Die vertikale Verschiebung der Gesteinsmassen habe einen Pirouetteneffekt bewirkt, ähnlich einer Eiskunstläuferin, die die Arme anlegt und sich dadurch schneller dreht. Deshalb seien die Tage nun kürzer, errechnete Richard Gross vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa. Zwar nur um 1,26 Millionstel Sekunden, aber immerhin. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Beben derartige Auswirkungen hat. Das Sumatra-Beben im Dezember 2004 verkürzte die Tage ebenfalls. Verschiedene Berechnungen kommen zu Ergebnissen zwischen 2,68 und 6,8 Millionstel Sekunden.
Aber, räumt Gross ein, vielleicht müssten seine Berechnungen nach genauerer Auswertung der Daten des Chile-Erdbebens noch korrigiert werden. Dass das der Fall sein wird, glaubt auch der Direktor des Deutschen Geodätischen Forschungsinstituts Hermann Drewes: „Ob die Erdachse sich verschoben hat, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht feststellbar. Entgegen der allgemeinen Vorstellung ist sie ohnehin nicht fix, sie wandert jedes Jahr um bis zu 18 Meter. Unsere Berechnungen jedenfalls bestätigen die acht Zentimeter Verschiebung nicht.“ Die Erde taumelt wie ein schief aufgezogener Brummkreisel, außerdem dreht sie sich ohnehin nicht konstant. Der Mond bremst die Erde, weshalb unsere Tage unmerklich länger werden. Die Atomuhren gewinnen so immer wieder ein wenig Vorsprung gegenüber der tatsächlichen Tageslänge, weshalb hin und wieder in der Silvesternacht Schaltsekunden hinzugefügt werden. Auch abgesehen davon schwankt die Drehgeschwindigkeit unseres Planeten stark: „Winde beeinflussen außerdem, wie schnell die Erde sich dreht“, erklärt Drewes. „Außerdem beeinflusst jede vertikale Massenverschiebungen, selbst das Wachsen der Blätter im Frühling und der Laubfall im Herbst die Rotationsgeschwindigkeit der Erde“, ergänzt Lühr.